In unserem Land diskutieren derzeit die Menschen ein Thema intensiv: Die Integration von Mitbürgern, die aus anderen Ländern und Kulturkreisen nach Bayern gekommen sind. Die zentrale Frage lautet dabei: Wie gehen wir mit Zuwanderern um und wie bringen sich diese in unsere Gesellschaft ein? Hier kann die Schule ein Forum des gegenseitigen Austausches bieten.
Mir ist dabei wichtig: Es muss eine aktive Mitarbeit der Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund und den Migrantenorganisationen geben. Die Eltern in Zuwandererfamilien müssen ihren Beitrag zur Integration durch schulische Bildung leisten, sie müssen sich aktiv ins Schulleben einbringen und unsere Lehrkräfte in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen.
Schon lange vor der aktuellen Debatte habe ich vor einem Jahr eine Arbeitsgruppe zur EIternzusammenarbeit im Rahmen eines Runden Tischs zur Integration eingerichtet. Einbezogen sind Mitglieder ausländischer Elternvereine. In besonderer Pflicht sehe ich die Migrantenverbände. Sie sollen ihre Mitglieder dazu motivieren, sich aktiv und positiv an dem Integrationsprozess in die bundesdeutsche und bayerische Gesellschaft zu beteiligen. Sie müssen klar "Ja" zu unserer demokratischen Grundordnung sagen.
Bereits vor einem Jahr wurde von mir ein Gesamtkonzept zur schulischen Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund vorgelegt. Auf seiner Basis eröffnet Bayern vielfältige Angebote. Wir wollen die jungen Leute unterstützen, dass sie ihre Talente entfalten und so den entsprechenden schulischen Erfolg erzielen. Wir dürfen nicht damit zufrieden sein, dass diese Kinder und Jugendlichen in Bayern in Vergleichsstudien zwar besser abschneiden als junge Menschen aus Zuwandererfamilien in anderen Bundesländern. Sie bleiben aber trotzdem insgesamt deutlich hinter ihren gleichaltrigen bayerischen Mitschülern zurück.
Erfreulicherweise ist in Bayern der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss deutlich zurückgegangen. Lag er im Schuljahr 2003/2004 noch bei 16,5 Prozent, so sank der Anteil innerhalb von vier Jahren auf 12,7 Prozent.
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund liegt in den Grundschulen bayernweit bei etwa zwölf Prozent. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. Im Zentrum der schulischen Maßnahmen steht die Förderung der jungen Zuwanderer in der deutschen Sprache. 17.562 Kinder nehmen bereits im Kindergarten an Vorkursen zur Deutschförderung teil, 4.425 Grund- und Haupt-/Mittelschüler besuchen Deutschförderklassen und 5.412 nehmen an Deutschförderkursen teil. Der Freistaat stellt im laufenden Schuljahr allein 736 Lehrervollzeitstellen zur Sprachförderung von Kindern aus Zuwandererfamilien zur Verfügung.
Die Klassenhöchststärke wird auf 25 Schüler für die Klassen an Grund- und Haupt-/Mittelschulen begrenzt, wenn der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund über 50 Prozent liegt.
Wir legen grollen Wert auf den Aufbau interkultureller Kompetenzen bei Lehrkräften und Schülerschaft. Wichtig ist uns das Angebot des Islamischen Unterrichts, der an rund 250 Schulen unter staatlicher Aufsicht und auf dem Boden der Bayerischen Verfassung angeboten wird.
Mit enormen Anstrengungen unterstützen wir junge Leute mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in unsere Gesellschaft. Dies ist auch nötig. Integration ermöglicht Erfolg in der Gesellschaft und im Arbeitsleben. Sie ist auch die Basis dafür, dass die Mehrheitsbevölkerung und die Zuwanderer im Einklang miteinander leben.
Dr. Ludwig Spaenle
Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus